Die Atmung macht’s
Hypnoseatmung gegen Zahnarztangst
Markt Indersdorf im November 2018. Obwohl der Einsatz moderner minimalinvasiver Methoden und Lokalanästhetika Schmerzen während einer zahnärztlichen Behandlung in der Regel auf ein Minimum reduziert, gehen viele Menschen nicht gern zum Zahnarzt. Dennoch suchen sie ihn regelmäßig auf, etwa für die jährliche Vorsorgeuntersuchung oder eine professionelle Zahnreinigung. Es gibt jedoch Menschen, die unter so starker Angst leiden, dass sie auf den Besuch des Zahnarztes verzichten. Etwa 20 Prozent der Menschen leiden unter Zahnarztangst, auch Dentophobie oder Oralphobie genannt. Ihre Angst äußert sich in physischen Symptomen, wie Herzrasen, Schwitzen, Zittern, Muskelverspannungen und erhöhtem Blutdruck. „Neben diesen somatischen Anzeichen können jedoch auch psychische auftreten. Dazu gehören Angstgedanken, bei denen sich Betroffene Behandlungsfehler oder starke Schmerzen ausmalen. Diese Ängste können sogar Schlaflosigkeit auslösen. Um diesen Patienten zu helfen, arbeite ich mit einer bestimmten Atemtechnik“, erklärt Dr. med. dent. Heidrun Hofmann, Zahnärztin und Inhaberin der Zahnarztpraxis Dr. Heidrun Hofmann.
Teufelskreis Dentophobie
Es gibt verschiedene Ursachen von Zahnarztangst, doch geben fast neunzig Prozent der Betroffenen an, dass sie aufgrund traumatischer Erlebnisse während einer früheren Behandlung unter Dentophobie leiden. Bei vielen Patienten mit dieser Phobie sind der Leidensdruck und die Angst so stark ausgeprägt, dass sie jahrelang den Zahnarzt nicht aufsuchen. Durch die fehlenden Prophylaxemaßnahmen und das Ausbleiben gegebenenfalls notwendiger Behandlungen verschlechtert sich die Zahngesundheit und Krankheiten wie Parodontitis, Karies sowie Zahnfleischentzündungen treten auf. Die Zahnschmerzen nehmen zu. Durch die Leiden steigt die Angst vor dem Besuch beim Zahnarzt noch mehr.
Spezielle Atemtechnik beruhigt Patienten
Der Parasympathikus und der Sympathikus gehören zum vegetativen Nervensystem des menschlichen Körpers, das der Regulierung und Steuerung aller wichtigen Vorgänge im Körper dient. Während der Parasympathikus dafür sorgt, dass sowohl Herzfrequenz als auch Blutdruck sinken, damit der Körper sich erholt, aktiviert der Sympathikus in Stresssituationen den Organismus, um seine Leistungsfähigkeit zu steigern. Die Hypnoseatmung stellt eine spezielle Atemtechnik dar, mit deren Hilfe sich eine Aktivierung des Parasympathikus erzielen lässt. Die Vorteile dieser Methode bestehen darin, dass es nur wenige Minuten dauert, bis der Patient sich entspannt, und das Verfahren in der Regel keine Nebenwirkungen aufweist. Das Ziel der Hypnoseatmung besteht darin, Patienten die Angst zu nehmen, ihnen bei der Entspannung zu helfen und damit eine ruhige und stressfreie zahnärztliche Behandlung zu ermöglichen. Dies kann langfristig sogar zu einem Abbau der Ängste und Sorgen vor einer Behandlung führen.
Behandlungsablauf
Da ein längerer Aufenthalt im Wartezimmer die Angst vor der Behandlung in der Regel steigert, sollten Patienten möglichst nur eine kurze Zeit warten müssen. Bevor die Hypnoseatmung zum Einsatz kommt, findet ein ausführliches ArztPatienten-Gespräch zur Anamnese statt. Vor Beginn der Behandlung müssen Betroffene entspannt liegen. Dann startet die Phase, bei der Patienten mithilfe einer speziellen Atemtechnik in einen Zustand der Entspannung geleitet werden, dadurch dass Zahnärzte mit leisen Worten mit dem Patienten sprechen und ihm ruhig mitteilen, in welchem Rhythmus er atmen soll. „Patienten müssen hierbei tief durch den Bauch einatmen, kurz die Luft anhalten und anschließend wieder ausatmen. Puls und Blutdruck sinken und die Atmung verlangsamt sich“, so Dr. Hofmann. Sobald die Patienten den Entspannungszustand erreicht haben, beginnt die eigentliche Behandlungsphase, bei der die Patienten keinen Stress und keine Angst wahrnehmen, sodass der Arzt die Behandlung in der Regel ohne Einschränkungen durchführt. „Ein Vorteil besteht darin, dass Angstpatienten die Behandlung in positiver Erinnerung behalten und so im Laufe der Zeit die Angst davor reduziert werden kann“, erklärt Dr. Hofmann abschließend.